Was läuft da später in Jeizinen, im biä-neetär?

Bei den seit geraumer Zeit verbotenen Zweitwohnungen (Resultat der Kontroverse Üsserschwiizer gegen tourismus-abhängige Bergkantone wie das Wallis, welche 2012/13 kläglich endete) geht es primär darum, nicht noch weitere bettkalte Hütten und Anlagesilos in die Berglandschaft zu pflanzen. Dessen sind wir uns bewusst und versuchen mit dem biä neetär einen warmen Speicher zu realisieren. Warm im Sinne von ganzjährig benutzt.

In den hinteren Achermatten wird später nebst ein bisschen Sauna Kultur gelebt und produziert, nicht jedoch vor Publikum präsentiert. Das heisst, der Kulturpunkt Alte Kapelle in Jeizinen als auch alle anderen Anlässe in und um Jeizinen werden ganz klar nicht konkurrenziert. Vielmehr soll den Einheimischen und allen Gästen eine Bereicherung angeboten werden.

 

Es fährt nicht jede Ski, es kann oder mag nicht jeder lange wandern. Schneeschuhlaufen (SS) ist in Jeizinen endlich im Kommen, zum Glück, denn gerade ab Lebensmitte verweigern auffallend viele Damen, etwas später auch Herren, das Skifahren. Ausweichen auf skitouren ist ihnen zu neu, anstrengend und zu gefährlich, eine ganze Woche in der Hütte in Jeizinen oder Engersch sitzen wollen sie natürlich auch nicht. Die Gefahr des Abreisens oder des nicht mehr Kommens darf nicht unterschätzt werden, ebenso wenig wie; was geschieht mit den Ferienwohnungen wenn wir nicht mehr hin gehen, wenn die nächste Generation anderswo ihre Freizeit gestaltet? Bleiben wir vorerst beim Schneeschuhlaufen. Herrliche Sonne, purste Luft. Doch eben auch wenns schneit und vor allem so richtig guggsut! Leute, dann müsst ihr mal raus, gut gekleidet, mit Skibrille, raus zum Schneeschuhlaufen, ein Abenteuer, unbeschreiblich. Und schon wieder scheint die Sonne. Spontan abmachen, in der Gruppe gehen, vielleicht mit bis dahin eher Unbekannten, andere kennenlernen, selbst wenn es nur der Nachbar ist, sich austauschen. Nicht immer nur stotzend, auch mal runter nach Bratsch für ein Apero, hinüber nach Brentschen, oder Richtung Waldachrä, dana ämab ubäru Teelwald runter auf den Schwingjibodu, hinaus auf den Schwinjitotz, picknicken, durch die Zelg zurück nach Jeizinen, immer verbunden mit allerhand Erlebniswertem weil Schneeschuhlaufen eben langsam geht ! Die Langsamkeit erfährt im Gegensatz zum Skifahren ungekannte Möglich-keiten. Natürlich ist auf Ski runter rutschen weniger anstrengend als mit SS obschi laufen. Natürlich ist gesund sein durch Bewegung angenehmer als krank sein infolge nit schi muttu, oder? Leute, von nix kommt nix (!) das ist nicht nur im Business sondern auch in Natur und Geist so.

Auch der GBT bietet SS-Laufen an, professionell geführt und mit Speis und Trank verbunden. Mein Insidertipp für Fort-geschrittene, Dauer 2 h Haberflocken: Strasse oder Alpenweg bis weit hinter der Brällu und dann den Fäärlichrachu-Trail hinauf. Bäume sind weiss markiert. Paradiesisch, ein Mix zwischen Alpen, Kanada und Himalaya. Von den Rännär dann innert Kürze über den Wanderweg (war der Ratrac schon da?) in die Trächu wo es auch gratis Schlitten gibt. Und wegem äbri löiffu generell............... kann man üben, eine Frage der Technik und der innert Kürze antrainierten Muskulatur. Und immer vorwärts- niemals hinten auf den Rücken fallen wenn man fällt. Vorlage Leute, Vorlage. Fäärlichrachu? Nun, bis 1971 hat man dort die ab und zu in der Fesel verreckten Schweine entsorgt, einfach in den tiefen Krachen geworfen. Die neue Strasse hat dann diesen Erdschrund überfahren. Wenn man aber mit SS ganz leise diese Stelle passiert kann man noch heute hören, wie .................

 

Wünscht euch zu Weihnachten einen MSR Denali Evo Ascent für ça 300.-, hält 10 Jahre, keine kaputtgehende Mechanik, nur Riemen auswechseln, passt sich jedem Schuh an, profess. für Offslope, steile vereiste Pisten, Harscheisen ganzlängig und mit Parallelverlauf, Kralle bei Fussspitze, Steighilfe. Wer nur easy und nicht zu steil läuft ist allerdings mit einem weit günstigeren Modell ebenfalls bestens bedient.

 

Langlaufen, Golf spielen, Schwimmen oder ein Nightclub stehen unmittelbar im Dorfe nicht zur Verfügung. Langweile bei Jung und Alt in Jeizinen ist in der neumodischen Zeit leider Alltag obwohl man zuviel hat (paradox, langweilen weil es einen zu gut geht) und Schuld daran ist mitunter die Unterhaltungselektronik samt Phones, das generelle Überangebot an Freizeitmöglichkeiten anderswo, überfüllte Frigore sowie die grosse Mobilität als auch die Bequemlichkeit. Wohlstand herrscht, zumindest in den Ferien. Man kommt zwar nach Jeizinen aber nicht mehr für lange und nicht mehr komplett. Für manch einen ist es vielleicht auch die finanzielle Seite obschon diese bisher in der Ferienzeit weniger ins Gewicht fiel. Kommt hinzu, für 800.- Stutz kann man eine Woche per Airplane ans Meer, inkl. Food, zu jeder Jahreszeit, da bleibt die Überzeugungsarbeit < In Jeizinen ist es doch wunderschön > öfters auf der Strecke. Kommt noch der gern genannte Umpärang, bis man dann jedesmal mit Sack und Pack dort oben sei und die Matratze passt auch nicht wirklich und die Frisur will auch nicht richtig und ...

Und weiter, der Mehrteil der Bevölkerung mag den Winter nicht sehr. Mir komplett unverständlich, sind doch das Allerbeste des bestens Staates der Welt nicht etwa die Banken, Schoggula, das Openair, die AHV oder die multikulti Demografie, sondern die 4 Jahreszeiten die die 12 Monate unglaublich spannend und erlebniswert machen. Der Winter ist hier-zulande unheimlich schön, einladend und herausfordernd zugleich, man muss sich mit ihm nur arrangieren was in dieser prachtvollen Bergwelt, die direkt vor unserer Haustüre steht, kein Problem sein dürfte. Der Winter ist auch schuld dass der Frühling dermassen erfreut. Und die lieben Kinder? Die puber- und postpubertären Kinder wollen auch nicht mehr nach Jeizinen, ein separates Kapitel, dran bleiben, nicht aufgeben, Zeit lassen, auch sie werden den Dreh wieder finden.

Winterblues gefälligst? Ein bisschen ä verwännti Puttig seid ihr Winteraktiven schon einige und zwar deshalb. Spätestens um Weihnachten stürzen sich alle auf die Pisten (bei Schnee), nicht warten können, ins Gewühl, in die Kälte, auf die oft vereisten pickelharten Abfahrten, mehr rutschen statt fahren, auf dem Lift immer elendig zu kalt haben, in der Beiz einander auf die Nerven fallen................ Tag für Tag, Woche für Woche, bis Mitte Februar ! Ab dann haben die lieben Besucher genug des Schnees, gehen nicht mehr auf die Piste, langweilen sich zuhause und warten so voller Winterblues sehnsüchtig auf den Frühling oder noch besser den Sommer!

Dumm gelaufen. Leben verpasst. Ab Mitte Februar beginnt doch eigentlich der schönste Teil des Winters, alle obgenan-nten Miseren sind weggeräumt. Jetzt fängt skifahren erst richtig an! Und vorher? Dez und Jan Schneeschuhe, herrlich, kein Gedränge, niemals zu kalt. Feb und März unverschämtes Skifahren. April und Mai skitouren. Auf diese Art kann ein Winter gar nicht lang genug sein Leute. Zwischendurch haust du selbstverständlich auch mal auf die Ski, das Brett, gehst zu Fuss dem Fuchs passen oder umgekehrt. Und sollte es keinen Schnee haben, dann sattelst du auf. Rosse kannst du mieten, direkt vor Ort in Erschmatt, später vielleicht auch in Jeizinen. Reiten brauchst du nicht können, eigentlich ist nicht einmal ein Sattel vonnöten, es genügt, vor dem Tier herzugehen. Wieso vor und nicht neben? Das gibt dir dann das Ross selbst zu verstehen!

Am 03.12.11 trekkten wir ab Ersch über Jeizinen zur Fesel, Niwen, Brentschen und wieder Ersch. Ein superlatives Erlebnis welches nicht nur uns Einheimischen gefiel sondern auch den Gästen aus Australien unvergessen bleibt. Freunde, lasst euch mal von einem Ross führen, das ist absolute Entschleunigung.

 

Was ist es denn nun, dieses biä-neetär?

Das biä - neetär als ungewöhnlich kreatives Aktivhaus steht gegen einen bescheidenen Selbstkostenpreis inkl. Kurtaxe allen reifen Personen ab meistens 25 Jahren zur Verfügung die bereit sind das Besondere kennenzulernen, und kann unterschiedlich lange gemietet werden. Es handelt sich um keine rein öffentliche, dafür aber eine ganz spezielle Anlage. Eigentlich ist es kein Speicher, kein Kulturspeicher sondern eher eine Kulturwerkstatt oder eine Kulturfabrik im Luxussegment (wenn man selber einfeuern und kein TV haben als auserlesenen Luxus bezeichnen darf). Eine genaue Definition und Wortfindung ist nicht gegeben weshalb wir das Ding selber erfinden und es biä - neetär taufen! So trifft sich hier nebst uns Normalos vielleicht einmal der Staatsrat in corpore zu einer kreativen Session oder die Nestle-Spitze feilt in Jeizinen an der Zukunft. Fast sicher wird Sina mit Band hier ein Walliserstück kreieren und mit Garantie werden des Öfteren die gleichen 7 Personen (mancherorts 5) auf allen drei Etagen wahrgenommen, nicht den nächsten Wahlen wegen, eher der gemütlichen Pflege des Kollektivs. Der Betrieb läuft aufgrund privater Initiative und eigenem Konzept und verfolgt keine wirtschaftliche Rendite. Kultur vor Kommerz. ( Würde ein lukrativer Gewinn ausgeschüttet, wäre das Projekt schon lange kopiert und mehrmals umgesetzt worden. )

Und Gesundheit über alles. Das wichtigste Gut im Leben ist für das Baby der Nuggi, für den Teenie das Marken-T-Shirt, den Angestellten der Zahltag, den Pfarrer der Glaube, für manche dann plötzlich die Zeit und für alle irgendwann die Gesundheit! Der eigene körperliche als auch geistige Gesundheitszustand macht schlichtweg das zeitlich begrenzte Erdendasein mehr oder weniger erträglich weshalb in sie, die Gesundheit, noch vor der Bildung mit Abstand am meisten investiert werden sollte. Schreibt sich so einfach, ist leider nicht immer so. Das biä - neetär als Kurhaus wird hier nicht nur mit einer tollen Sauna sondern mit einer äusserst wertvollen Bescheidenheit, Langsamkeit und Gemütlichkeit behilflich sein die deinem gesundheitlichen Zustand gut tut. So kann es also sein, dass ein eidg. dipl. Arzt dir per Attest Ruhe und Erholung verschreibt und dir das biä - neetär emfpiehlt, unabhängig von der KK ihrer Unterstützung. Möglich ist aber auch, dass du ohne Arztkonsultation dich ausgebrannt, schlapp, ideenlos, batteriedown, muskellos oder einfach in einem Tal fühlst. Dann unterzeichnest du direkt mit uns eine Attakte* über die Aufenthaltsdauer von 1 bis vielleicht 8 Tagen, die auf das persönliche Manko hinweist und somit als Kurvertrag Gültigkeit hat. 

 

Was eine echte Finnensauna, mit echtem Holz beheizt, mit dir machen kann:

 

-   Abhärtung durch Aktivierung des Immunssystems

-   In die Gänge bringen des vegetativen Nervensystems ( Herz, Atmung, Blutdruck, Stoffwechsel, Verdauung )

-   Fieberanalogie mit 39°C, erhöhte Körpertemperaturen zerstören Krankheitserreger

-   Entspannung der gesamten Muskulatur

-   Schonende Körperreinigung und Hautpflege, wirkt gegen Hautalterung, hält dich jung und schön

-   Geselligkeit pflegen

-   Stets Holz verlangen

 

Grimmiges Intermezzo und Verfall?

Letzten Winter waren wir mitsch in der Hochsaison über die Festtage zwei Wochen in Jeizinen. Man lebte Ferien, tagsüber am herrlich verschneiten Berg, und abends ........... ? Beinahe jeden Abend gingen wir auswärts in eines der freundlichen Restaurants essen, sehr gut essen und nicht einmal teuer! Jeden Abend sassen wir quasi alleine im Lokal obwohl das Dorf voll belegt war. Es ist Ferienzeit und viele wollen sich erholen, müssen sich erholen, daheim bleiben, mit der Familie sein, das ist verständlich. Andere suchen in dieser Zeit aber aktive Musse, möchten ein bisschen Sun & Fun, wollen Abwechslung, auch abends, früher war's noch Après-SkiEs scheint sich etabliert zu haben, dass die Leute in Jeizinen sobald dass düüchlut zuhause bleiben. Vor allem dem Fernseher und Netz sei Schuld. Vielleicht ebenso dem Wohlstand, man hat alles, man weiss alles und tauscht sich kaum mehr aus. Was sein kann ist, dass manchen ein Beizenbesuch zu teuer ist, vor allem wenn noch Schmarotzer mit am Tisch hocken. Was ungemein ansteckt ist, man geht aus, trifft niemanden mehr an und bleibt ebenfalls daheim. Das Argument, man wisse nicht ob die Wirtschaften offen seien oder die ewige Kritik an den Wirten lasse ich jedoch nicht gelten. Wie ich weiss, treffen sich viele Ansässige auch untereinander in eintwädär privaten Wohnung zum Essen und Rätschu. Dann war aber auch an abendlichen Gratis-Anlässen in Räumen wie dem Kulturpunkt wenig los. Da spielt ein junger auswärtiger Gitarrist live und solo eine Stunde unverschämt alle Stilrichtungen, viel für seine Generation, einwandfrei, und Zuhörer sind wir kaum zwei Dutzend. Freiwillige Kollekte. Ich mit gerade noch u60 der Jüngste.     Pädäng

 

Fazit : Selbst die in Jeizinen verweilenden Leute kommen seit Jahren nicht mehr raus, geschweige denn, dass die im Tal gebliebenen wegen einem Anlass in Scharen hinauf fänden. Wenn du etwas organisierst musst du die Besucher einzeln aus dem Busch klopfen und sie fast bitten, ebenfalls mitzumachen was nicht wenige Male einem intensiven Entertainment noch vor dem Anlass gleich kommt. Das war eigenartigerweise auch schon vor 20 Jahren ähnlich. Einzelne Events oder Saisons funktionierten aber tadellos wie bei-spielsweise diese zwei: Am 22.02.1992 wurden In Jeizinen weit über 2000 Besucher gezählt, Rekord, die Autos parkten am 2 km-langen Strassenrand ab Z'Äänärschbodu (westlich vanä Äägärtä) bis hinüber nach Engersch, die LGJ fuhr ganztags nonstop, Anlass war die Fastnacht der Jeiziner-Wölfe welche privat gründete und zum Dorfanlass wurde.

 

Oder dann der Winter 2001/02, Foto Plakat. Zusätzlich zu einem durch initiative Personen auf die Beine gestellten und äusserst erfolgreichen winterlichem Rahmenprogramm (Roggen-brotbacken, Tourenski Sonnenaufgang Alichji, 1. Lotto in Jeizinen in der Burgerbar, Silvester-party bis 06.00 h, Exkursionen, Trompeten usw.) fanden am 26.12.2001 abends noch nie dagewesene 250 Besucher in die komplett überfüllte Kirche in Jeizinen. Anlass war das einzigartige US-Gospelkonzert. An die 40 Talboden-Soulsänger aus Gampel wollten ein Jahr darauf gleiches tun, konnten aber künstlerisch nicht richtig mit-halten. Die Burgerbar wurde übrigens trotz des Wegbereiters links liegen gelassen, apa vor lauter Lampenfieber und auf-rechtem Gang ( waren da noch Homo erectus unterwegs oder was? ). 

 

Merke:  Gute Qualität zahlt sich nicht immer aus  -  schlechte Qualität nie.

 

Noch heute könnten Scharen von Gästen versammelt werden, einzig sehr viel leidenschaftliches Engagement und zeit-gemässe Ideen vorausgesetzt. Doch wer soll das machen, und erst noch gratis, und erst noch neben dem Job? Hab ich schon irgendwas von einem Tourismuschef erzählt?

Zurück zu jetzt. Die Jungen sind gerade nicht so weit, hocken an E-Geräten und träumen von Perpetuum mobile-Pillen oder Zeitreisen. Einzelne Frauen shoppen gerne und zücken Plastikkarten. Ein paar Männer saufen Bier und hoffen auf den FC Sion. Wir anderen Mittelalten sind mir manchmal ein Rätsel. Die Alten sind schon etwas müde, verhelfen aber dem Saujass zum Erfolg und machen gut beim Lotto mit. Bestimmt gibt es viele zufriedene Gesichter (mann will ja nicht schwärzer malen als mann ist) in den Ferien in Jeizinen und natürlich auch Engersch und den Alpen Meiggen und Fesel. Bedauerlicherweise sind es zu wenige Gesichter aber auch zu wenig Dauer um die best. Infrastruktur zu sichern. Selbst-verständlich wissen die die nicht kommen nicht was sie tun, denn bei jedem Wetter obudirr sein statt irgendwo beweg-ungslos verweilen kann mit keinem Gerät und keiner Maschine kompensiert werden. Vielleicht ist es letztlich aber so, dass egal was alles unternommen und in bezahlbarem Rahmen angeboten wird, das Volk nicht mehr mobilisiert werden will und kann und dannzumal eben Schluss ist.

 

Leute. Alles hat ein Ende, in Rom fressen die Löwen ja auch keine Osmanen mehr und dem letzten Grossraubtier geht es auch gerade an den Kragen. Trotzdem; dass die LGJ und die Skiliftanlagen in 5 Jahren nicht mehr fahren, muss mit allen Mitteln verhindert werden weil wir dies bereits in 6 Jahren bereuen aber dann 100% nicht mehr herkriegen würden. 

 

 

 

Ich denke, also bin ich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Descartes René

Du bist, also denke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . tschärrythomy

Zukunft braucht Herkunft

Die Kirche und Maria Hildbrand

Immer schön christlich bleiben. Die Kirche wurde also 1965 gebaut. Hierfür hat eine ehrsame Frau ihr ganzes Leben lang am Essen und an der Kleidung gespart damit ihr grösster Wunsch in Erfüllung gehe. Ihr ganzes Vermögen stiftete die angesehene Frau guten Zwecken, der unglaubliche Anteil von rund 300'000.- Franken übergab die Alt Lehrerin Maria Hildbrand [ 1888-1963 ] des Andreas & der Thekla aus Gampel, dem Kirchen-Neubau in Jeizinen. Ob das heute noch jemanden interessiert? Ob das heute noch jemand machen würde? 

An der heimeligen Messe am Samstag um 17.00 h (es ist Wintersaison, Jeizinen und Engersch sind komplett) ist die weit bekannte und wunderschöne Kirche leider nur halb besetzt obschon doch den meisten eine entbehrbare Stunde Ruhe und Nachdenken gut tun würde. Ein bisschen schwitzen lässt sich auch vor dem Geistlichen stehend oder auf dem hie und da heissen Sitzbank ruhend, und reale Kunst bestaunen kann man in Jeizinen am besten mit Grünwalds Secco (nicht Fresko) oder Loretans Skulpturen (nicht Plastiken). Also geh doch mal hin zu einer Messe und erzähle es weiter. Eine Stunde in der Kirche ist Entschleunigung pur, hier kannst du runterfahren. Zwischenmenschlich gibt es ebenfalls einige ganz gute Gründe zum Verweilen, selbst ohne Gebet, und definitiv auch als Protestant oder vielleicht auch als Deist (glaubt an Gott, lehnt Religion ab) oder Pantheist (sieht Gott in allen Dingen) oder Agnostiker (man weiss nicht richtig, leugnet aber nicht). 

 

Die leider zunehmend säkulare Gesellschaft (Säkular, ein Fremdwort das es in sich hat, darfst du dir merken, steht für Verweltlichung durch Aufklärung, Bedeutungsverlust der Religion, Trennung von Kirche und Staat, Entchristlichung) ist übrigens deshalb schwerwiegend, weil in diesem Zusammenhang die Moralität flöten geht und jeder länger je mehr macht was ihm gerade passt. Säkularisierung ist bestimmt nicht Fortschritt. Oder bestimmt nicht für lange.

 

Gampel - was interessiert uns noch was gestern war?

Wen interessiert heute noch was Maria Hildbrand in Jeizinen vor 50 Jahren Grosses leistete? Wer achtet heute noch des ausserge-wöhnlichen Schulhauses in Gampel von 1930? Ein Gebäude welches seinesgleichen sucht und vor 80 Jahren unheimlich wichtig war für die Entwicklung von Gampel. Gampel war einmal gut, war einmal einsame Spitze. Zu verdanken hatte es dies der vorteilhaften Lage, dem Lötschbergbau samt dem daraus resulierenden Durchgangsverkehr und vor allem der LONZA. Unser Dorf wurde zum allerersten Industrieort im Oberwallis. Sicher sind auch ein paar helle Köpfe schuld. Gampel erkannte, dass Bildung Zukunft ist. In Jeizinen gab es übrigens einmal eine Hochschule und in Gampel eine Lateinschule bis in die Mitte 70er, nicht schlecht, oder? Durch diese Chance vor über 100 Jahren entwickelte sich die ganze Wirtschaft, intensives Baugewerbe, Fabriken, DL-Betriebe, Infrastrukturen, Kraftwerk, Schulen, Lebensmittelhandel, Landwirtschaft, Schmied und Wagner, Gesundheitswesen mit Arzt, Apotheke und Zahnarzt, Polizeistation, Post, Banken, Bahnhof, Restaurants und Hotel, Luftseilbahn, Freizeitvergnügen, sogar ein Kinosaal sorgte für Furore, die ersten Tiefkühlfächer standen Mitte 60er in Gampel, erfolgreichste Vereine und Bands kamen aus Gampel, der Tourismus schuf neue Arbeitsstellen, Camping, das Oktoberfest setzte neue Masstäbe und der letzte Meilenstein war das Openair welches es die ersten 6 Jahre hierzulande allerdings nicht einfach hatte, manche Gegner kannte, bei einigen Bürgern als dekadent eingestuft wurde, vereinsintern infolge zuvieler Trittbrettfahrer schwierig zu führen war und das Kindsalter nur dank einer wenns darauf an kam nicht speziell netten aber durchsetzungsreichen "archetypischen Glugga" überlebte ( schriftl. Privatarchiv, aber hier nur erwähnt um aufzuzeigen, wie schwer es ein neues Projekt hierzulande hatte und hat, egal ob Rockmusik oder Skilift ). 

Mittlerweile ist auch das letzte Aushängeschild schon bald 30 Jahre alt. Gampel war absolut städtisch weil hier früher Angebote standen die im Oberwallis nur noch Brig und Visp kannten. Zusätzlich beeinflusst wurde der Boom durch die allgemeine Wohlfahrt ab dem 2. Weltkrieg. Den Leuten ging es länger je besser. Dies zeichnete und zeichnet sich auch ganz gut in der parteipolitischen Konstellation ab. Während es über Jahrzehnte Schwarze und Gelbe gab ( nicht unbedingt der politischen Gesinnung sondern der Familien wegen ), braucht die heterogene Demokratie unseres 1300-Seelendorfes mittlerweile sage und schreibe 6 Parteien um - man höre - immer noch nicht alle gröbsten, menschliche Anliegen abdecken zu können! Nebst der CVP und CSP streiten sich heute die FDP, SP, SVP und zuguterletzt auch noch die Unabhängigen. Selbstverständlich gibt es auch noch die Grünen aber die haben noch kein offizielles Parteigehabe angemeldet. Bravo allen Parteien! Eigentlich nichts anderes als ein reales, eher armseliges Spiegelbild vorzufindender und defizitärer Sozialkompetenz und -bereitschaft. Was das mit dem Tourismus in Jeizinen zu tun hat? Nun, es ist dieselbe Gemeinde mit denselben Leuten, auf beiden Seiten, Gastgeber und Gastnehmer.

 

Doch politisch lieber Leser sei bedacht und entspanne. Wenn es hier in den Bergen nicht das unerklärbare Phänomen des " je höher man geht umso toleranter und erträglicher zueinander ist man " gäbe (und das weiss z'Pfiiffärsch als mitunter Gastro auf allen Höhen aus 40 Jahren alleiniger Erfahrung durch Beobachtung in der Trächu-Burgerbar-DuRhone sehr wohl), wären die Lifte schon lange abgebaut, die Beizen geschlossen und die GTGJ begraben. Bleibt zu hoffen, dass du, du und du, wir alle, irgendwie phänomenal bleiben  ;-)

 

Zukunft braucht Herkunft. Ein paar einflussreiche Jahreszahlen zum Nachdenken:

 

1793  Dorfbrand Jeizinen, erst danach ging Gemeinde Jeizinen mit Gampel zusammen.

1798  Napoleons Truppen überrennen unser Hoheitsgebiet, wir sind machtlos, arme Schlucker.

1815  Wallis schliesst sich der helvetischen Konföderation an. Was CH bedeutet sollte ab dann allen klar sein.

1877  Erst jetzt wird der Gampjergrund entsumpft, das dauert Jahre.

1890  Gampel brennt nieder.

1892  Die unkultivierten Böden im Gampjergrund werden an Private aufgeteilt damit sie endlich Ertrag geben.

1895  Erst jetzt kann sich die Pfarrei Gampel def. von Leuk lösen ( C1/149 ) obschon 1663 bereits vereinbart.

1897  Die LONZA kommt .

1913  Der Lötschberg wird eröffnet.

1914  Der 1. Weltkrieg wird 4 Jahre dauern. Man ist Selbstversorger.

1930  Wegweisendes Schulhaus in Gampel. Gampel hat noch heute die OS welche 1976 baulich erweiterte.

1939  Der 2. Weltkrieg dauert bis 1945. Man ist immer noch Selbstversorger !

1960  Bähnliboom im Wallis. Tourismus soll die karge Berglandwirtschaft ein wenig verdrängen. 

 

Uns so weiter und so fort. Selbstverständlich ist wichtig was gestern war ansonsten wir heute nicht jetzt hätten. Folglich müsste unsere Gesellschaft doch bemüht sein, am Morgen ( der Zukunft ) aktiv mitzuarbeiten und nicht nur alles dem Zufall resp. den anderen zu überlassen zumal die moderne Gesellschaftsordnung dies heute zulässt. Also kommt doch wieder ämaal ämüüf ä Jeizinu zum Skifahren, Wandern, Spazieren und Relaxen, ermuntert die Jugend und erklärt ihnen worum es geht, und kommt bitte mit dem Bähnli.

 

Aus der guten alten Zeit.
Das Wallis im 19. Jahrhundert.

Quelle R. Banzhaf
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Was jetzt in den Achermatten?

Fertig Geheule - jetzt wird's wieder lustig: Vielleicht geht bald einmal jemand ein paar Gänge in die neue Sauna am östlichen Ende der Bauzone und trocknet und kühlt sich zwischendurch draussen im tiefen Schnee Richtung Waldachre wattunt und walunt ab, lässt sich in der warmen Stube rolfen (rolfing.ch), kommt ein gutes Stündchen zum Pilates, zu ein paar sich stets weiter entwickelnden Klimmzügen, zumä rotu Grind führenden Handstand, zum Griäggälu bauen aber auch -schiessen, die jüngeren zum Töschschenjiö oder Gubidubi basteln, zum Tublu, Chaaltotsch, Tschäggi, andere Semester nur zum Lesen der dort dem Inventar angehörenden Bücher oder zum sich Einarbeiten in die CD-Sammlung, zu sinnvollen Gesprächen, zum Abusitz, zu einem eigenen Gedicht schreiben, selbstverständlich zum Singen, sich austauschen und dabei zum ersten allgemeinen Philosophieren, zum Kunst malen, Zeichnen, Bildhauen, zum weltweit einzigartigen Workshop "Pullu - wie konserviere ich Hühnerbrust im Trockenverfahren", zum sommerlichen Bocciaspiel, zum Slacklinen, zum Ärliiwu nachdem sie mit den Kleinen den Chastleren-Kletterparcour gemeistert hat, begnügt sich mit hauseigenem Bio-Tannenspitzensirup und einer geschmacksneutralen Schüssel Haberflocken, musiziert nach der simplen Kirchenton-leiter mit den dort gratis zur Verfügung stehenden antiken und bodenständigen Instrumenten, schliesst sich der einge-übten aber dergleichen tuenden Jam-Session an, oder übt sein ausdruckstarkes Gedicht ein im unvergleichlichen biä - neetär des doch so reizvollen Dorfes Jeizinen.                           Vielleicht. 

Es bleibt weiterhin spannend. In das Saunahaus geht meist Mann oder Frau ab 25 Jahren aufwärts per kurz- oder mittelfristiger Anmeldung / Reservation ( je nach Angebot und Nachfrage ) für mind. 1, max 2 Stunden und nutzt dabei EG (Sauna) bis OG oder DG (Ruhen). Sehr oft gehen Leute hin die keine Sauna wollen sondern sich nur im OG beschäftigen. Vielleicht interessiert sich eine geschlossene Gruppe für mehrere Stunden oder einen ganzen Tag und mietet die ganze Aktivhütte für sich alleine. Selbstverständlich kann der komplette Stadel auch für ein Weekend oder eine ganze Woche gebucht werden, sei es von einer Familie ( Kinderlein nur solche, die die Bude nicht abfackeln ), einem Paar oder einer kleinen Gruppe ( immer ohne Haustiere versteht sich ). Bestimmt ruft aber in der Hochsaison hie und da spontan ein Ureinwohner an ( Joghurtbecher, Buschtrommeln ) und fragt ob es noch Schwitzplatz hat. Kurz darauf erscheint Er oder Sie mit einer bestimmten Abgeklärtheit, verschafft sich irgendwo einen Sitzplatz zwischen anderen Schweigsamen, macht 3 Gänge à 12 Minuten, zwischendurch Abkühlung, Stock 2, oder Stock 3, je nach Platzverhältnissen, legt eine anderthalb Stunde später etwas gefaltenes Kleingeld in den eingemauerten "Operstock", sagt Tschau zämu und geht wieder seines Weges. Unkompliziert muss es bleiben, wir sind obudirr und nicht Downtown.

 

Nicht ausgeschlossen ist, dass die apartige Kulturwerkstatt auch hin und wieder einen Anlass ausser Haus organisiert. Ganz bestimmt versucht man, den seit Sommer'13 installierten Chastleren-Kletterparcour an das Kind zu bringen ( Leute, es ist matchentscheidend für jedes Kindes späteren Sein, was es in den vor allem ersten 12 Jahren geistig und körperlich tut oder eben nicht tut. Neurobiologisch längstens erwiesen ist, dass TV und Computerspiel, egal was für Sendungen und Spiele, die Entwicklung der Kleinen keinen Deut fördern, im Gegenteil. Also versucht, die Goofen raus aus der Stube und rein in die freie Natur zu bekommen damit sie dort konstruktiv tätig sind. ) 

Wahrscheinlich werden wir einen in der ganzen Schweiz noch nirgends anzutreffenden ämm-Volkslauf im Winter organisieren. Ämm.....weisch wie güät. (Höchtsalemannisch, Brader, für nicht Hiesige kurz erklärt; ämm ist das gepflegtere Synonym zu Porca Lädi und letzteres steht für saugut oder so ähnlich) Der ämm-Lauf geht mit Schneeschuhen und findet eigentlich auf dem bolzengeraden Skilifttrassee statt. Rekord bisher sind die vereinsamenden 42:15. Vorerst organisieren wir den Lauf aber ab/im Dorfe Jeizinen bis hinauf auf die Üflängu. Der ämm wird zu einem Parcour mit diversen Stationen wo nebst Körper endlich auch einmal Grips gefordert ist. Ein Volkslauf für alle! Knudeliges aber kluges Body Mass Index auf dem Podest. 

Start in Jeizinen Dorfplatz - Hängärt - Chummu - Dopi Gassu - Brumattä - Kirchu - Saagu - Parkplatz - Bäweg - Beibrächi - Chalberweid - Ziel Üflängu. Topografisch äusserst abwechslungsreich, romantisch, durch Dorf, Wald und serpentinal unter Sesseln entlang, ideal! Delta H 270m, L 2000m, Posten 5 St, Lauf- und ä Grigg sein-Dauer max 2 h, HFmax 60 - 200, Startgeld Null, Kategorien en masse von jung bis alt, Preis ein kräftiger Händedruck und eine Rangliste im Web, bei jedem Wetter, gleich gut wenn es schneit oder guggsut (endlich einmal nicht wetterabhängig, nur Schnee sollt es haben), Zeitmessung nach fixem Intervall alle 2 Minuten, nach Zielankunft eine echte, rassige Bouillon mit Käse und Ei (Hohtenner-Rezept siehe pdf unter Wissen) offeriert von............ nehmen wir diesmal den GR der Gemeinde Gampel-Bratsch, der hat noch etwas gut zu machen. Patronat biä - neetär. Smartphones verboten. 

 

Ämm weläs ä'Rännu !          Wir sehen uns am ämm !           Wiär gsähnisch am ämm !          Ööö....muru öi am ämm....hä ? 

 

 

Und zur Erinnerung immer wieder ein paar Worte zu unserem Volke und dem typ-ischen Walliserstadel, dem gestrickten Blockgehäuse. Sei-tenlängen aufgrund der Baum-stammmasse. Keller feucht. Saal Vorratsraum trocken, gut durchlüftet, Zugang traufseitig per primitiver Treppe. Mäuse-steinplatten [Plaanä] aufge-stelzt. Kornspeicher mit Tenn-boden [Tää] dicht mit Nut + Feder um kein Korn auf diesem Dreschplatz zu verlieren. Der Stadel ist gröber gearbeitet als ein Speicher. Das Bauen richtet sich meist nach der lokalen Lebensweise, der Erbteilung und des zur Verfügung stehenden Bau-materials. Ein Speicher oder Stadel kennt fast immer mehrere Miteigentümer infolge der örtlich zahllosen Parzellen. Selbstversorgung und Noma-dentum ist die Regel. Trans-porte versucht man tunlichst zu vermeiden. Man zieht mit dem Vieh gestaffelt von Vorrat zu Vorrat, mu faarut. In Jeizinen weilt man Januar, Februar, Juni, September; insgesamt 4 Monate. In Fesel oder Meiggu gut 2 Monate und in Gampel rund 6 Monate. Der Dialekt, die Sprache, ist nicht etwa ausserirdisch sondern ger-manisch beheimatet, der Walliser drückt sich höchst-alemannisch aus wobei auch hier die Globalisierung Einzug hält.